Interview mit Herbert Prohaska, Teil 1 & Teil 2!

Wertheim: Kurz vorm Polster-Abgang bei der Austria ist immer wieder ihr Name gefallen. Wie konkret war das Ganze?

Prohaska: Das einzige, was stimmt, ist dass Toni mich als Sportdirektor holen wollte. Die Vision dabei wäre gewesen, dass wir bei der Austria Strukturen schaffen, damit sie langfristig sportlich und wirtschaftlich auf gesunden Beinen steht. Auch wenn Magna ergo Frank Stronach irgendwann mal den „Mäzen-Vertrag“ nicht verlängern sollte. Dazu wäre es aber schon aus zeitlichen Gründen nicht gekommen. Außerdem hatte Toni in dieser Sache ohnehin schlechte Karten bei Frank. Eine „Revolution“ gegen Magna und Stronach anzuzetteln - das war und wird nie meine Intention sein und gehört ins Reich der Fabeln.

Wertheim: Würde es nicht doch noch einmal am Trainerstuhl kribbeln? Beim SCW/KSV wäre vor kurzem eine Stelle frei gewesen...

Prohaska: Ich kenne den Gernot Zirngast schon lange, weiß auch, dass der SCW/KSV um den Titel spielt. Aber im Ernst: Vom Bauch her wäre es das liebste was ich tun würde. Auf der einen Seite seh ich aber all die armen Trainer und Sportdirektoren, bei denen nicht mehr das Können, sondern rein der Erfolg zählt. Da bin ich froh, dass ich jeden Abend gut einschlafen kann. Auf der anderen Seite habe ich zuviele Projekte, die ich nicht einfach aufgeben will, weil ich vielleicht dort mehr Geld verdienen würde. Geb ich meinen Namen für Jugendcamps her, möchte ich auch dort sein, und zwar jeden und den ganzen Tag. Dazu kommt der Job beim ORF und bei der Red-Zac Ersten Liga, auch wenn das nicht so im Rampenlicht steht.

Wertheim: Hat die Austria mit den Siegen gegen Saragossa und Bilbao das 0:9 von Valencia gerächt?

Prohaska: Nein. Leider Gottes kann man ein Spiel nicht einfach auslöschen. Sie haben mir aber viel Freude damit gemacht.

Wertheim: Die ewig alte, immer aktuelle Frage: Was läuft bei der Austria unrund?

Prohaska: Das ist einfach zu erklären. Seitdem es Frank Stronach bei der Austria gibt, hat er einen Haufen Leute eingesetzt. Entscheiden möchte aber immer und überall nur er. Da könnte er sich all die teuren Trainer und Manager gleich sparen.

Wertheim: Viele sagen, er hat zu viele Einflüsterer...

Prohaska: Stimmt nicht. Zu Beginn war der Magna-Einstieg aus Imagegründen. Jetzt geht es nur mehr ums Ego: Am liebsten wäre er Präsident, Sportdirektor, Trainer und womöglich auch Spieler.

Teil 2:

Wertheim: Wie würde es gehen?

Prohaska: Man sagt "Geld gewinnt nichts". Geld gewinnt immer! Man braucht sich nur Chelsea oder Milan anschauen. Nur sind dort mit Berlusconi oder Abramovich zwei Fußballverrückte. Die versäumen kein Match. Außerdem holen sie Leute, so wie Jose Mourinho, und sagen: "Du kannst machen, was Du willst, aber Du bist für den Erfolg verantwortlich". Was nützt es, wenn ich Manager ohne Kompetenzen hole, die dann für meine Entscheidungen gerade stehen müssen? Mir kann keiner einreden, dass das bei Magna auch so der Fall ist...

Wertheim: Was sagen Sie zur Gründung des FC Olympique Klosterneuburg?

Prohaska: Ich weiß zwar nicht, ob es finanzierbar ist, aber ich finde es grundsätzlich positiv, wenn sich ein Verein mehr um den Nachwuchs kümmern will. In den Unterligen sollte es meiner Meinung nach nicht primär darum gehen, Meister zu werden, sondern junge Talente zu fördern.

Wertheim: Stichwort Spielerprämien in den Unterligen?

Prohaska: Ich habe gehört, dass es im Burgenland in der zweiten, also letzten Klasse, Spieler geben soll, die 2000,- € monatlich verdienen. Damit könnten die Profis sein! Sowas ist auf alle Fälle schlecht für den Fußball. In den Unterklassen muß man Fußball als Hobby spielen, weil man es liebt. Meinetwegen sollen doch alle Prämien zahlen, wenn sie es sich leisten können, aber so können Talente auf der Strecke bleiben. Ich wollte einmal einem Spieler zur Austria als Jungprofi holen, der gemeint hat, er bleibt in der Regionalliga, weil er dort besser verdient.

Wertheim: Was sagen Sie zur 10er-Liga?

Prohaska: Es ist die einzige Alternative. Klar ist es etwas langweilig, aber mehr Klubs würden sich gar nicht ausgehen. Bei 14 Klubs sind das ganze acht Spiele weniger, das bedeutet enorme Geldeinbußen. Nimmt man 16 Vereine, dann ist das schon beinahe die ganze Red Zac Erste Liga. In der Steiermark hätten wir mit GAK, Sturm, Leoben, Kapfenberg und Gratkorn fünf Bundesligisten, das ist unmöglich. Schließlich ist für Rapid oder Austria das Derby immer noch die größte Zuschauereinnahmequelle. Auch wenn bei zwei Spielen pro Spiel mehr Zuschauer kommen würden, rechnet sich das nie. Die TV-Gelder sind außerdem auch zu knapp.

Wertheim: Vielen Dank für das Gespräch...